Points oder Interessen
Vom Stahl zur Wissenschaft
Das 20. Jahrhundert war zu größten Teilen industriell geprägt und dank der Stahlindustrie war Esch vorne mit dabei. Als die Stahlkrise die Stadt erreichte, musste man umdenken. Und so verstand man die Herausforderung als Chance: die riesigen Gelände, auf denen die verlassenen Stahlwerke standen, wurden Stück für Stück in etwas Neues verwandelt. Die Industrie verlor an Bedeutung und wurde von Technologie und Wissenschaft ersetzt. Esch setzte sich an die Spitze dieser Bewegung und Neu-Erfindung. Der Stadtteil Belval ist das beste Beispiel dafür. Belval ist ein Stadtteil im Westen von Esch und war früher Herz und Seele der Stahlindustrie. Nachdem die Hochöfen erloschen und die riesigen Schornsteine nicht mehr rauchten, wurden an gleicher Stelle eine Reihe neuer Gebäude errichtet. Wohnungen, Schulen, ein Einkaufszentrum – alles, was zu einem modernen Stadtleben gehört. Das Utopolis-Kino sowie die Rockhal-Konzerthalle bereichern die kulturelle Vielfalt. Zuletzt wurde entscheiden, dass Teile der Universität von Luxemburg hier angesiedelt werden. So entwickelt sich das industrielle Zentrum jetzt zu einem lebendigen, vielfältigen Wissenschafts- und Bildungsstandort, der die Stadt ins 21. Jahrhundert führt.
Die Kulturfabrik im alten Schlachthaus
Belval ist natürlich nicht der einzige Teil von Esch, der das kulturelle Leben bereichert. Auch die Kulturfabrik, die in einem früheren Schlachthaus beheimatet ist, sollte in dem Zusammenhang erwähnt werden. Die Wurzeln dieses Kulturzentrums liegen im Jahr 1982, als einige Theaterkünstler das alte Gebäude renovierten, um hier zu Proben und Vorführungen anzubieten. Im Verlauf des folgenden Jahrzehnts siedelten sich hier immer mehr Kulturschaffende an, die eine Reihe verschiedener Aktionen durchführten. Mittlerweile ist das Kulturzentrum vom Staat anerkannt und bietet auf über 4500 m² mehrere Konzerthallen, sechs Probenräume für Musiker, eine Kunstgalerie, ein Kino, drei Theaterworkshops und viele andere Räume für alles, was mit Kunst zu tun hat. Die Kulturfabrik ist Mitglied in mehreren internationalen Künstlervereinigen wie der „European Federation of Poetry Centres“, der Theaterfederation“ oder der „Trans Europe Halls“. Es ist ein anerkanntes Jugendzentrum und ein von der luxemburgischen Handwerkskammer anerkannter Ausbildungsort. Die Ziele der Kulturfabrik sind noch immer die Förderung junger Talente, eine innovative Plattform für nachhaltige Entwicklung zu schaffen und verschiedene pädagogische Projekte durchzuführen. Darüber hinaus ist es an mehreren grenzüberschreitenden Projekten beteiligt. Telefon: 26 17 59 74
Kultur und Sport
Die Kulturfabrik ist nicht das einzige Theater in Esch – und auch nicht das Haupttheater. Diese Rolle kommt dem Theatre d’Esch zu, das von Carles Muller geleitet wird. Das Theater bietet aber nicht nur den großen Dramen der Literatur Platz, sondern wird auch für Opern, Operetten, Varieté-Aufführungen, Musicals, Jazz-Abende und Gedicht-Lesungen benutzt. So kann hier an jedem Abend in der Woche etwas völlig Neues stattfinden. Esch ist auch die inoffizielle Hauptstadt des Sports in Luxemburg – besonders wenn es um den Volkssport geht, den Fußball. Die allerersten Fußballvereine des Landes wurden hier gegründet und nicht in Luxemburg-Stadt. Einer davon, Jeunesse, hat in seiner mehr als hundertjährigen Geschichte eine beeindruckende Anzahl an Trophäen eingesammelt: 27 Meisterschaftstitel und 12 Pokalsiege. Da Luxemburg ein kleines Land ist, kann der Verein auf europäischer Ebene natürlich nicht wirklich mithalten. Trotzdem sind die Bürger von Esch sehr stolz, dass ihr Verein Jeunesse immer als erstes in den Sinn kommt, wenn es um Sport in Luxemburg geht. Auch bekannt im Rahmen des Sports ist Esch für seine Verbindung zur Tour-de-France. 2006 fand in Esch eine Tagesetappe des weltberühmten Radrennens statt.
Gegen das Vergessen
Obwohl Esch mittlerweile eine moderne Stadt geworden ist, die sich durch ihre Kultur, den Sport und die Bildung auszeichnet, hat sie ihr industrielles Erbe nicht vergessen. So befindet sich auch das Nationale-Widerstands-Museum in der früheren Stahlhauptstadt. Bereits Ende der 40er Jahre entstand die Idee eines Museums, das den Opfern der Nazi-Besatzung gewidmet sein würde und man fing an, Spenden zu sammeln. Am 22. Juli 1956 war es dann soweit und das Museum wurde eröffnet. Nach der 3-jährigen Renovierung im zwischen 1984 und 1987 wurde das Museum dann zu einem Nationalmuseum ernannt. Seit 2009 leitet der ehemalige Kunstlehrer Frank Schroeder das Museum und ließ neben der Dauerausstellung auch Wechselausstellungen zu verschiedenen Themen installieren. Darin werden zum Beispiel jüngere Bilder von Kriegs-Überlebenden oder Gemälde der Widerstandskämpferin Madeleine Weis-Bauler gezeigt, die selbst deportiert wurde. Teilweise gibt es aber auch Ausstellungen, die sich allgemeiner mit dem Thema Widerstand gegen soziale Ungerechtigkeiten beschäftigen, zum Beispiel eine Ausstellung zum Leben und Wirken von Nelson Mandela. Das Museum hat Dienstag bis Sonntag von 14:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Ein Mini-Freizeitpark
Obwohl Esch eine Kleinstadt ist, gibt es hier sogar einen Freizeitpark, wenn auch einen kleinen. Der Park hat tatsächlich nur ein Fahrgeschäft – eine Mini-Eisenbahn im Maßstab 1:3. Trotzdem kann man mit dem kleinen Zug fahren. Es geht los am Bahnhof auf die knapp ein Kilometer lange Strecke über Tunnel und Brücken. Es gibt insgesamt 3 Züge, mit denen man fahren kann. Das Fahrgeschäft wurde 1997 gebaut und fährt zwischen Mai und Oktober an Sonntagen sowie öffentlichen Feiertagen. Obwohl auch viele Erwachsene gern mitfahren, wurde es ursprünglich hauptsächlich für Kinder entwickelt. Wer danach noch Lust hat, kann zum benachbarten Dudelange-Park fahren, der nur 15 Minuten entfernt liegt. Hier gibt es mehrere aufregende Entdeckungspfade für Kinder mit Namen wie Bambini, Kid, Dicovery, Adeventure, Sensation oder Extreme. bevor die kleinen Gäste einen Pfad betreten dürfen, müssen sie eine kurze Einführung mitmachen. Der Park hat von 10:00 bis 20:00 geöffnet. Telefon: 29 82 95 55.
Wanderwege
Dank seiner Lage in einem Flusstal, bietet Esch den Besuchern eine Reihe verschiedener Wanderwege, um die Natur. zu entdecken Einer davon ist die Schifflange-Tour, die am Bahnhof Schifflange beginnt. Der nationale Wanderweg Sentier du Sud schlängelt sich durch den Wald zum Gaalgebierg, macht einen kleinen Abstecher zur französischen Grenze und führt dann zurück zum Bahnhof von Esch. Der Weg bietet viele fantastische Aussichtspunkte. Eine andere Tour führt an der kleinen Baumschule vorbei.
Stadtführungen
Esch bietet auch Stadtführungen, um die Stadt kennenzulernen. Die Führungen fangen ab 8 Uhr morgens an und dauern ungefähr 2 Stunden. Man kann aus nicht weniger als 5 Sprachen wählen: Luxemburgisch, Französisch, Deutsch, Englisch und sogar Russisch. Die Führungen müssen vorher angemeldet werden. Es gibt sogar besondere Angebote für Jugendliche. Alternativ kann man auch eine Bustour durch Luxemburg statt machen. Für aktive Besucher bietet sich auch die geführte Radtour durch die kleinen Städte Pfaffenthal, Clausen und Grund an.
Our-Park
Luxemburgs vielleicht beeindruckendstes Naturwahrzeichen ist der Our-Park, ein Naturpark, der 2005 eröffnet wurde. Der Park erstreckt sich auf über 300 Quadratkilometern und umfasst die Gemeinden Clerf, Kiischpelt, Park Hosingen, Tandel, Putscheid, Ulflingen und Vianden mit insgesamt 16.000 Einwohnern. Ziel des Naturparks ist es, die Nachhaltigkeit zu stärken und der Bevölkerung einen Ort zum Wohlfühlen und Entspannen zu bieten. Aber auch bei Besuchern ist der Park auf Grund seiner fantastischen Wander- und Radwanderwege beliebt. Sogar Nordic-Walker haben hier eine eigene Strecke.
Schloss Vianden
Eine der Hauptattraktionen des Parks ist Schloss Vianden, das sich auch einem 300 Meter hohen Felsen befindet. Das Schloss ist mitsamt seinen dazugehörigen Bauten fast 90 Meter groß und reicht weit ins Mittelalter zurück, wobei archäologische Spuren zeigen, dass hier bereits zu Zeiten des Römischen Reichs eine Festung stand. Jahrhundertelang diente das Schloss als Sitz der örtlichen Herrscher. Heute ist es das ganze Jahr über für Besucher geöffnet. Es hat täglich von 10:00 bis 16:00 auf, im Sommer bis 18:00.
Redakteur :
Anne Chabot
